Für Eric Löttgen gab es eigentlich keinen Grund, Dachdecker zu werden. Dennoch tauschte er mit 32 Jahren freiwillig die harte körperliche Arbeit gegen seinen Bürojob. Nach mehreren Jahren in der Vermittlung von Zeitarbeitnehmern wollte Löttgen seine vertrieblichen Stärken in einem anderen Berufsfeld ausloten. Zu dieser Zeit wurde die Firma, bei der er tätig war, verkauft. Löttgen wagte die Chance für einen Neuanfang – im Dachdeckerhandwerk bei unserem Innungsbetrieb Behm in Bonn.
Unschlagbares Team-Gefühl
Vorher war er Account Manager mit eigenem Team, fühlte sich aber dennoch als eine Art Einzelkämpfer in seiner Firma. „Auf dem Dach habe ich zum ersten Mal dieses Team-Gefühl erlebt, weil man nur so stark ist wie das schwächste Glied in der Kette. Das war einfach eine supertolle Erfahrung.“
Der Kontakt zur Firma Behm in Bonn entstand durch einen damaligen Auszubildenden des Betriebes, der mit Eric Löttgen zur Berufsschule ging. Die beiden lernten bei der Firma Behm gemeinsam Schiefern in Vorbereitung auf die Gesellenprüfung. Löttgen erläuterte seinem jetzigen Chef seinen ungewöhnlichen Werdegang und äußerte, dass er sein altes Leben mit dem neuen verknüpfen wolle. Mit der bestandenen Gesellenprüfung fing er nach seiner zweijährigen Ausbildung im Jahr 2022 bei der Firma Behm an.
Neuanfang wagen
Ich bin einfach ins eiskalte Wasser gesprungen und habe mich bei einem Dachdecker-Betrieb vor Ort vorgestellt. Ich habe den Mitarbeitern gesagt: ‚Ich habe Lust und bin motiviert, aber ich habe noch nie geflext, gesägt, gebohrt, mit Gas gearbeitet, gelötet und mit Feuer gearbeitet – da müsst ihr mich an die Hand nehmen‘.“ Nach Rücksprache mit der Agentur für Arbeit und dem Angebot, eine verkürzte Ausbildung zu einem Dachdeckergesellen in einem Betrieb zu machen, begann er in einem kleinen Betrieb in Erpel seine Umschulung.
Doch vom Büro auf die Baustelle, das war natürlich für den Akademiker zunächst eine gewaltige Umstellung. „Es ist ein ganz anderer Start, wenn man mit 30 Jahren alle Techniken am Dach beigebracht bekommt und teilweise dann auch hart rangenommen wird“, ergänzt Löttgen. Er schildert die Zeit als schwierig, aber auch lehrreich, da er auch viel über sich selbst gelernt hat. „Wenn ich jetzt im Nachhinein darüber nachdenke, muss ich sagen, dass es eine der besten Erfahrungen war, die ich gemacht habe.“
Löttgen ermutigt auch andere Berufstätige, die mit ihrer Arbeit unzufrieden sind, einen Neuanfang zu wagen: „Man muss mutig sein. Wenn die Kollegen merken, dass man das wirklich will und das nicht macht, weil man muss, schafft man es auch. Ich empfehle jedem, der Angst hat oder merkt, dass es so nicht weitergeht, den Mut aufzubringen und diesen Schritt zu gehen.“
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Raus aus dem Büro – rauf auf’s Dach (ddh.de)